Illustration eines Buches

TEXT SUCHT RAUM. WORTÖRTLICH SPIELT KUPPLER, DOMPTEUR UND VERMITTLER VON UTOPIE UND ORT.

WORTE VERORTEN – LITERATUR ERLEBEN

„Zu Beginn unterscheide ich zwischen Raum und Ort. Insgesamt ist der Raum ein Ort, mit dem man etwas macht.“

Michel de Certeau
Taucher liest ein Buch
Wortörtlich ist ein (vor)lesendes Performancekollektiv mit Vereinssitz in Berlin. 2014 fand die Gruppe in Konstanz am Bodensee über einen universitären Arbeitskreis zusammen, wächst seitdem und agiert auch in anderen Städten. Projektbezogen besteht Wortörtlich aus je anderen PerformerInnen, SprecherInnen, MusikerInnen, SounddesignerInnen, BewegungskünstlerInnen und ExpertInnen aus verschiedenen Kontexten. Unter der Leitung von Carolin Schulz (*1987, lebt in Hamburg) werden szenische Lesungen, literarische Spaziergänge und mediengestützte Audiowalks – stets ortsspezifisch – entwickelt.

Die Macherinnen und Macher von Wortörtlich verbindet die Passion, (halb)öffentliche Räume mit literarischen und performativen Mitteln zu erschließen. Atmosphärisch aufgeladene Gemeinplätze wie z.B. Supermarkt, Kirche, Schwimmbad, Zoo, Tabledancebar, Pathologie oder Gerichtssaal werden zur Bühne. Die ureigenen Geschichten, Regeln, Rituale und Routen des Raumes stehen als zu erforschendes Roh- und Ausgangsmaterial im Mittelpunkt und werden kombiniert mit fiktiven Elementen aus der Literatur verschiedener Epochen und Genres. So entsteht für die Anwesenden eine im physischen Raum verortete Literaturerfahrung, die dazu animieren kann, eigene Wahrnehmungsmuster und bewährte Raumnutzung in Frage zu stellen – und umgekehrt diese neu gewonnene Vertrautheit in den Raum einzuschreiben. 


Produktionen

Bücher an eines Stripstange
mehrere Künstler lesen ein buch
Frau liest und wird von unten angestrahlt
Person im Vordergrund schaut auf einen Künstler im Hintergrund

Tutti Frutti Tabledance Club, Berlin-Kreuzberg

Schichtwechsel. Eine Lesung im Rotlicht

Premiere: 15.09.2017
Weitere Aufführungen: 17.09., 29.09., 01.10.2017

Die Einen haben immer Nachtschicht. Die Stechuhr registriert ihr Kommen um 21 Uhr. Bis früh morgens durchdringen sie als professionelle Erreger alle Schichten im Akkord. Die Anderen spielen Oberschicht und glauben noch an den Tauschhandel. Dabei sitzen sie längst nicht mehr rittlings, sondern liegen apathisch auf dem Fließband der Lust. Input. Output. Ein Produktionshoch der kleinen Tode unter sterilen Bedingungen. Genug geschuftet – es ist Zeit für einen Schichtwechsel!
Gruppe von Leuten laufen auf das konstanzer Münster zu
Personen lesen das Programmheft
plakat mit der aufschrift: Basislager. Was nimmst du mit?
Personen im Dachstuhl des Münsters
diverse alte möbel im Dachstuhl
Zuhörer stehen an einem Geländer

Münster Unserer Lieben Frau, Konstanz

Glaubensfragen. Eine literarische Gratwanderung

Premiere: 13.10.2017
Weitere Aufführungen: 14.10., 19.10., 20.10.2017

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Die Wege des Herrn sind unergründlich. Das lassen Sie doch nicht länger auf sich sitzen, lieber Daseinskämpfer! Frustration und Gewalt in allen Nuancen als moderner spirit. Der Beichtstuhl längst ausrangiert. Gebetsteppich, Putto und Kippa zu Schnäppchenpreisen. Erleuchtungsresistente Prediger twittern von den Kanzeln. Ignoranz statt Inbrunst. Wenn Nietzsche Sie nicht mehr schocken kann und Sie sich dennoch fragen: Wohin führt die Reise? Wem darf ich meinen Glauben schenken? – dann sind Sie hier richtig! Der Basar der Heilsbotschaften ist eröffnet. Die Gurus, Himmelsstürmer und -stürzer diverser Epochen bieten Ihnen ihr Geleit – auf einer literarischen Gratwanderung zwischen luftigen Höhen und modrigen Tiefen des Konstanzer Münsters.
Person liest auf der bühne
eine Person hängt wäsche auf
mehrere Personen gruppieren sich um die Stripstange und lesen
Maskierter Künstler spielt Saxophon
Mit Buchstaben beklebter Künstler

Bar Babalou Stripclub, Konstanz

Rotlicht-betrachtungen. Eine Lesung am Ende der Tugend

Premiere: 29.05.2016
Weitere Aufführungen: 31.05.,02.06.,05.06.2016

Zum Trailer
Seitdem der Mensch schreibt, schreibt er über das Eine. Mit der so entstandenen Palette erotischer Literatur lässt sich ein Bild jenseits der Graustufen malen. Sehen Sie durch die Augen des Freiers und tauchen Sie ein in das Rotlicht zwischen Ledersesseln und Tanzstange. Er träumt und sucht die Liebe mit Sappho und Honoré de Balzac; erliegt ihr und verliert sich im Reigen von Leidenschaft, Tabus, Sehnsüchten und menschlicher Zerbrechlichkeit. Beobachten Sie mit Marquis de Sade, Houllebecq, Millet und Nabokov, wie der Wunsch nach Nähe zu allen Zeiten fähig war, den Menschen zum Höchsten zu erheben und ins Niederste zu stoßen – und finden Sie von alldem auch einen Splitter in Ihrem eigenen Herzen.
Szenerie im Gerichtssahl
Schattenspiel hinter Vorhang mit Anker
Eine Person wird mit Paragraph-Zeichen und Herzen bemalt
Eskalation im Gericht

Schwurgerichtssaal, Landgericht Konstanz

Am Pranger –
Ein literarischer Schauprozess

Premiere: 23.10.15
Weitere Aufführungen: 25.10., 27.10.15

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Während des Konstanzer Konzils geriet der tschechische Reformator Jan Hus in die Mühlen der weltlichen und kirchlichen Macht. An den Pranger gestellt verteidigte er kirchenkritische Lehren bis in den Tod. Im Spannungsfeld von individueller und kollektiver Moral, institutionalisierter Sicherheit und persönlicher Freiheitssehnsucht begegnen wir bis heute Idealisten, Opfern, Märtyrern und nicht zuletzt uns selbst. Suchen Sie mit uns einen Weg durch das Spiegelkabinett der Bedeutungen. Sie kommen dabei vermutlich nicht umhin, ein Urteil zu fällen.
Hintergrund mit diversen Glyphen

kulturelle Bildung

Das Kollektiv Wortörtlich lädt mit ausgebildeten DozentInnen und PädagogInnen zum sinnlich forschenden Andocken an die Idee der ortsspezifischen Literaturrezeption und -inszenierung ein. In Workshops mit literaturwissenschaftlicher oder theaterpädagogischer Ausrichtung und experimentellen Exkursionen im öffentlichen Raum lernen Interessierte die künstlerische Arbeitsweise von Wortörtlich kennen und übersetzen sie in eigene Produktionen.
Die Bildungsangebote von Wortörtlich richten sich je nach Format an StadtbewohnerInnen, Kulturschaffende, KulturvermittlerInnen, ExpertInnen aus diversen Kontexten und SchülerInnen jeden Alters. Produktiv und spielerisch betreiben wir Annäherungen an wortörtliche Themen.
Die Lust am Stellen-Lesen.
Das Lesen und Umschreiben des öffentlichen Raumes.
Die ästhetische Wechselbeziehung von Wort und Ort.
Bei Fragen zu unserem Workshop-Angebot freuen wir uns über Ihre Nachricht.
kontakt(@)wortoertlich.de

Referenzen

"Wenn eine Muddi, die alle drei Stunden stillen muss, eben mal kurz in die Stadt reinfährt, unversehens in eine andere Welt eintaucht, dort von deutlich artikulierenden, Witze, Fakten und Anekdoten erzählenden Wanderführern mit geschulter Stimme an der Hand genommen wird ... aber mit einem "Rundumschlag der Welt" in der Tasche wieder zurückradelt."
"Wenn eine Muddi, die alle drei Stunden stillen muss, eben mal kurz in die Stadt reinfährt, unversehens in eine andere Welt eintaucht, dort von deutlich artikulierenden, Witze, Fakten und Anekdoten erzählenden Wanderführern mit geschulter Stimme an der Hand genommen wird und mit ihnen schnell mal der Schicksalsfrage der menschlichen Existenz nachgeht, von der Vergangenheit in die Zukunft durch 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte reist und nach zwei Stunden zwar mit der Ungewissheit, ob sie den blöden Geist denn nun eigentlich eingefangen hat oder er immer noch im Münster herumspukt, aber mit einem Rundumschlag der Welt in der Tasche wieder zurückradelt."
Besucherinnenstimme, Glaubensfragen
"Es geht nur um die Literatur, und die soll für jeden Zuhörer möglichst greifbar sein und verortet werden. Das Mantra der elf KünstlerInnen von Wortörtlich."
Südkurier – 21.05.2016
zur Quelle
"Was die Konstanzer Literatur-Liebhaber auf die Beine stellen, ist unorthodox."
Südkurier – 04.06.2016
zur Quelle
"Ungewöhnlich auch, dass das Publikum entscheiden darf, wie das Stück ausgeht und was mit Jan Hus am Ende passiert."
Südkurier – 04.06.2016
zur Quelle
"Ob am Ende der Verstand siegt oder doch das Herz – das entscheidet das Publikum bei der ungewöhnlichen Aufführung: Am Pranger."
Südkurier
zur Quelle
"Bereits bei den ersten experimentellen Umsetzungen hat mich diese Performance durch ihre ästhetische Dichte und inhaltliche Tiefe überzeugt."
Publikumsstimme
"Die Orte stehen für Wortörtlich im Mittelpunkt. Eine Tabledancebar als Lesebühne ermöglicht das Spiel mit Tabus."
Kreuzlinger Zeitung, 03.06.2016
"Die ausgewählten Texte werden szenisch umgesetzt und in Bewegung gebracht, auch in einem Schattenspiel."
Konstanzer Anzeiger, 21.10.2015
"Was bei einer Lesung über Glaubensfragen natürlich nicht fehlen darf, das sind die Klassiker wie Goethe, Nietzsche, Platon und Pipapo - und doch wäre es viel zu banal und irgendwie altbacken gewesen sie einfach vorzutragen. ..."
"Was bei einer Lesung über Glaubensfragen natürlich nicht fehlen darf, das sind die Klassiker wie Goethe, Nietzsche, Platon und Pipapo - und doch wäre es viel zu banal und irgendwie altbacken gewesen sie einfach vorzutragen. Ihr habt es geschafft, sie nicht direkt zitieren zu müssen und es doch irgendwo in den tiefsten Tiefen des präfrontalen Cortex eurer Wanderer klingeln zu lassen: Da flanierte man plötzlich Seit an Seit mit Prometheus, sah in den Augen des angeketteten Elefanten flackernde Schatten an einer Wand, tötete Gott, belebte ihn wieder, wurde selber zum himmlischen Auge und fühlte sich mitten im Boxring wie in einem von Signas Psychospielen."
Stimme einer Besucherin von Glaubensfragen
"Beeindruckend, wie ihr detailverliebt und mit so viel Feingefühl die unterschiedlichen Räume des Münsters bespielt und den von sich aus schon so sprechenden Räumen noch literarische Akzente und neue Lesarten verleiht!"
Besucherstimme
"... Umwege sind auch Wege. Texte leben von ihren Kontexten, nur wenn man auch mal querliest, neu kombiniert, den Ort wechselt, kann Klangraum ausgeschöpft werden. Vor Augen geführte Absurdität dient als Augenöffner."
"Am Ende sind wir nicht nur um einen Stempel im Pilgerpass reicher. Wir haben uns Raum erschlossen. Kirchenraum und Textraum. Was nehmen wir mit? Wir sollten uns in Zukunft nicht nur in den immer gleichen, bekannten Orten aufhalten. Grenzgänger und Gratwanderinnen haben oft einen besseren Ausblick. Kirchenraum ist nicht nur das bekannte Kirchenschiff mit Altar. Kirche hat einen Dachboden und Seitenkapellen, eine Sakristei und einen Kirchturm. Umwege sind auch Wege. Texte leben von ihren Kontexten, nur wenn man auch mal querliest, neu kombiniert, den Ort wechselt, kann Klangraum ausgeschöpft werden. Vor Augen geführte Absurdität dient als Augenöffner."
Blog Feinschwarz.net, theologisches Feuilleton
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Person liest ein buch auf einem Schornstein

Media

Der Verein

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ORTSspezifisch
Im gemeinnützigen Verein Wortörtlich versammeln sich literaturbegeisterte EntdeckerInnen, spielverliebte Rampensäue, laut und leise passionierte Menschen, KünstlerInnen, Orga-Kings und Fundraising-Queens, Typen, die das Wort schon mal auf die Goldwaage legen, zivilcouragierte Stadt-Flaneure und Personen, die ihren Standpunkt (im Raum) wagemutig überdenken – kurz gesagt: Freundinnen und Freunde, die das Kollektiv Wortörtlich gemeinsam unterstützen.
In unserer Vereinssatzung finden sich die gemeinnützigen Ziele des Vereins Wortörtlich e.V. Wer unsere Arbeit kontinuierlich unterstützen und daran teilhaben möchte, kann dies über eine Mitgliedschaft tun. Wer einmalig (auch projektgebunden) spenden möchte, erhält selbstverständlich eine Spendenquittung. Wir freuen uns über jede Unterstützung und informieren gern über die verschiedenen Möglichkeiten der Partizipation.
SPARKASSE BODENSEE
IBAN: 83 6905 0001 0026 0304 29
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